Es gibt kein Entkommen. LinkedIn, Instagram, ja sogar WhatsApp quillt über mit Bildern von KI-generierten Actionfiguren, seitdem ChatGPT sein Bilderstellungs-Modell 4o der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. „Für den privaten Gebrauch tut das ja keinem weh“, sagte ein Kollege neulich, als wir im Büro darüber sprachen. Stimmt aber leider nur so halb.
Training macht durstig
Denn was viele vergessen, wenn es um KI geht: Sie verbraucht Strom und Wasser zum Betreiben und Kühlen der Rechenzentren. Das ist der allgemeinen Öffentlichkeit spätestens bekannt geworden, seitdem OpenAI-CEO Sam Altman neulich medienstark verkündete, Höflichkeiten wie „Bitte“ und „Danke“ seien mit hohen Stromkosten für das Unternehmen verbunden.
Und es scheint zu stimmen. Laut einer Berechnung des Forschungsinstitutes EpochAI verbraucht zum Beispiel das Formulieren einer Mail mit 100 Wörtern durch ChatGPT 0,3 Wattstunden. Mit der gleichen Strommenge leuchtet eine LED-Lampe 50 Minuten.
Wenn man ChatGPT selbst fragt (man muss ein bisschen bohren), bekommt man kleine Zahlen. Wenige Milliliter Wasser, wenige Gramm CO2 pro Textanfrage. Bildgenerierungen können laut ChatGPT bis zu dreißigmal mehr CO2 ausstoßen. Rechnet man das auf die weltweiten Anfragen an ChatGPT hoch (ChatGPT schätzt die Anzahl auf eine Milliarde täglich, die meisten davon sind Textanfragen), kommt man so auf 1.000 bis 10.000 Tonnen CO₂ proTag.
Zum Vergleich: Ungefähr so viel CO2 setzt man frei, wenn man mit dem Auto bis zu 156- bis 1560-mal um die Welt fährt. Diese Zahlen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen, geben aber einen guten Eindruck von der Dimension.
Aber nicht nur das. Vor allem das maschinelle Lernen ist ressourcenintensiv. Allein das Training vonChatGPT-3 benötigte rund 5,4 Millionen Liter Wasser; das zugrunde liegende Sprachmodell verursachte etwa 550 Tonnen CO₂-Äquivalente. Dazu kommen die Auswirkungen jeder Anfrage, die stark schwanken können.
Ressourcenschonend prompten
Sollten wir Kommunikator:innen der KI also doch lieber den Rücken kehren? Natürlich nicht. Denn KI macht heute auch bei uns schon viele Prozesse schneller und einfacher, wenn sie richtig eingesetzt wird. Eine aktuelle Studie zeigt: Eine Person, die mit KI arbeitet, ist produktiver als ein kleines Team ohne KI. Wenn man menschliche Aspekte außer Acht lässt, bedeutet das: weniger Arbeitswege, weniger Büroräume, weniger Stromverbrauch, weniger Emissionen.
Außerdem kann man versuchen, KI möglichst nachhaltig einzusetzen. Fünf Tipps:
1. Präzise prompten
Erklärt der KI genau, was ihr möchtet, um Nachfragen zu vermeiden. Statt: „Erzähl mir was über KI und Nachhaltigkeit.“ Lieber: „Fasse mir die sechs wichtigsten Tipps für nachhaltige KI-Nutzung in 100 Wörtern zusammen.“
2. Anfragen kombinieren
Jede Anfrage aktiviert Prozesse in Rechenzentren. Deshalb kombiniert mehrere Fragen oder Aufträge in einer Anfrage. Beispiel: „Gib mir ein Skript, drei Überschriften, eine Caption und fünf Hashtags für ein Reel.“
3. Füllwörter vermeiden
Jedes Wort in einem Prompt muss verarbeitet werden. Je kürzer ein Prompt, desto nachhaltiger ist er also. Allerdings munkelt man auch, dass höfliche Anfragen zu besseren Ergebnissen führen. Also vielleicht lieber auf Füllwörter verzichten als auf Höflichkeiten.
4. Bewusst nutzen
Überlegt vor jeder Anfrage, ob ihr wirklich Unterstützung braucht oder nicht selbst auf Lösungen oder Ideen kommt. Das schont nicht nur Ressourcen, sondern vermeidet auch, dass wir denkfaul werden.
5. Sinnvolle Bilder
Auch wenn es einfach, schnell und spaßig ist – KI-generierte Bilder sind eher unökologisch. Überlegt auch hier: Brauche ich sie wirklich? Haben sie einen Mehrwert? Und wenn ja, wie erkläre ich der KI genau, was ich möchte? Vermeidet außerdem Anfragen wie: „Erstelle mir zehn unterschiedliche Versionen von einem Header für den Blogbeitrag.“