In einer Zeit wachsender rechtsextremer Tendenzen und gesellschaftlicher Polarisierung stellt sich auch für Kommunikationsabteilungen die Frage: Schweigen oder Stellung beziehen? Unser Kunde HAYS hat darauf eine klare Antwort. Ein Interview mit Mimoza Murseli, Project Manager Corporate Social Responsibility.
In einer Zeit wachsender rechtsextremer Tendenzen und gesellschaftlicher Polarisierung stellt sich auch für Kommunikationsabteilungen die Frage: Schweigen oder Stellung beziehen? Unser Kunde HAYS hat darauf eine klare Antwort. Ein Interview mit Mimoza Murseli, Project Manager Corporate Social Responsibility.
Warum ist es aus deiner Sicht wichtig, dass sich Unternehmen und ihre Kommunikationsabteilungen aktiv für Demokratie und gegen Rechtsextremismus positionieren?
Demokratie ist kein Selbstläufer. Unternehmen sind Teil der Gesellschaft und tragen eine große Verantwortung – einerseits für den Wirtschaftsstandort Deutschland, andererseits ganz konkret für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter. Nur wenn wir Menschen vor Diskriminierung schützen und eine Umgebung schaffen, in der sie sich sicher und wohlfühlen, können sie ihr volles Potenzial entfalten. Unternehmen sollten parteipolitische Empfehlungen vermeiden, aber wenn es um demokratische Grundwerte geht, nicht schweigen. Kommunikationsabteilungen spielen dabei eine zentrale Rolle: Sie sind die Stimme nach Außen und senden ein starkes Signal. Bei uns hat Hass keinen Platz und wir übernehmen Verantwortung.
Wie reagiert HAYS auf die gesellschaftliche Polarisierung – insbesondere im Hinblick auf rechte Tendenzen?
Wir haben mit Alexander Heise einen CEO, der sich öffentlich stark zu Demokratie und Vielfalt bekennt – ebenso wie der gesamte Vorstand. Doch unser Führungsteam setzt sich nicht nur nach außen, sondern auch nach innen für Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion ein. Erst vor ein paar Wochen hat unsere globale HR-Chefin ein Statement verschickt, in dem sie betont hat, wie wichtig „Diversity & Inclusion“ für unser Unternehmen und unser Geschäftsmodell ist.
Es wird also viel kommuniziert – aber wird auch gehandelt?
Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Es braucht Maßnahmen, die alle Mitarbeitenden befähigen, sich für Vielfalt und Demokratie einzusetzen. Bei HAYS haben wir beispielsweise ein verpflichtendes Diversity-Training für alle Mitarbeitenden und darüber hinaus unsere sechs Unternehmensnetzwerke, die Safe Spaces sind. Außerdem haben wir ein Diversity Council etabliert, das als hierarchieübergreifendes und strategisches Gremium fungiert und Vorbilder im Topmanagement. Zudem gestalten wir regelmäßig interne Kampagnen, bei denen wir Haltung zu zeigen.
Welche weiteren Formate oder Initiativen haben sich bei euch bewährt, um demokratische Teilhabe zu fördern?
Mehrere. Neben dem Diversity-Training, in dem auch die Bedeutung von Demokratie thematisiert wird, haben wir rund um die Bundestagswahl 2025 einen internen Demokratie-Hub eingerichtet. Dort fanden alle Mitarbeitenden Informationen zu den Grundlagen der Demokratie, Tipps für Erstwählende, mehrere Wahlhilfen wie den Wahl-O-Mat und Hinweise auf Demokratieprojekte deutschlandweit. Das Feedback war sehr positiv, vor allem, weil wir die Inhalte gebündelt bereitgestellt haben. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Panels sowie Webtalks mit Expertinnen und Experten, zu denen wir auch immer wieder Externe, wie zum Beispiel Kunden und Partnerorganisationen einladen.
HAYS ist auch Mitglied beim Charta der Vielfalt e. V.
Genau. Diese Zusammenarbeit hat uns gerade am Anfang sehr geholfen, als wir erste Schulungen für unsere Mitarbeitenden angeboten haben. Auch das Council for Democracy (BC4D) ist eine wertvolle Ressource: Es bietet teilnehmenden Unternehmen kostenlose Schulungen zu Themen wie Hassrede, gezielter Desinformation und Verschwörungserzählungen. Bislang haben 75 unserer Mitarbeitenden, allen voran Mitarbeitende aus der Unternehmenskommunikation und unseren Unternehmensnetzwerken, daran teilgenommen und geben ihr Wissen nun intern als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren weiter.
Wie helfen die Schulungen den Mitarbeitenden, die gesellschaftliche Polarisierung besser zu verstehen und ihr entgegenzuwirken?
Die Teilnehmenden lernen, demokratiefeindliche Inhalte zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und angemessen zu reagieren, ohne zu eskalieren. Gerade am Arbeitsplatz, wo viele Meinungen aufeinandertreffen, ist das eine wichtige Kompetenz. Die Schulungen fördern ein Bewusstsein dafür, dass Demokratie nichts Abstraktes ist, sondern jeden Tag durch unser Handeln mitgestaltet wird. Das BC4D gibt dafür ganz konkrete Handlungsempfehlungen.
Welche zum Beispiel?
Etwa, wie man auf Hassrede in den sozialen Medien reagiert. Viele kennen das: Man liest einen Post mit demokratiefeindlichem Gedankengut, ärgert sich – und scrollt weiter. Aber wir müssen Hassrede im Netz nicht hinnehmen. Man kann und sollte solche Posts und Kommentare melden und Konsequenzen fordern. Das klingt simpel, war für viele in den Schulungen aber noch einmal ein wichtiger Aha-Moment.
Was würdest du anderen Unternehmen raten, die ihre Mitarbeitenden gegen rechts stark machen möchten?
Das Wichtigste ist: Haltung zeigen und klar kommunizieren, dass rechtsextreme Sichtweisen keinen Platz im Unternehmen haben. Das schafft Sicherheit und dadurch auch Bindung. Es hilft, wenn Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie man Haltung lebt, zum Beispiel wenn es um mikroaggressive Aussagen oder Witze geht. Wichtig ist aber auch, Betroffene zu schützen, das heißt klare Meldewege zu etablieren, konsequent auf Diskriminierung zu reagieren und zu signalisieren: „Wir stehen hinter dir“. Eine weitere Empfehlung: Es hat sich als hilfreich erwiesen, sich nicht nur gegen etwas, sondern für etwas zu positionieren und zu begründen, warum man für eine Sache eintritt. Darüber hinaus rate ich zu konkreten Angeboten, die Mitarbeitende befähigen, sich zu engagieren. Zusammenfassend kann man also sagen: Wer Vielfalt und Demokratie im Unternehmen stärken will, muss Haltung zeigen, Strukturen schaffen und seine Mitarbeitenden entsprechend schulen – nur so wird aus Überzeugung gelebte Praxis.