FACHBEITRAG
04
.
12
.
2025

Zwischen CI und Farbpsychologie

Markenfarben schaffen Identität und Wiedererkennung, reichen aber oft nicht, um alle Unternehmensmedien sinnvoll zu gestalten. Wo ihre Grenzen liegen und wie man sie klug ergänzt.
FACHBEITRAG
04
.
12
.
2025

Zwischen CI und Farbpsychologie

Markenfarben schaffen Identität und Wiedererkennung, reichen aber oft nicht, um alle Unternehmensmedien sinnvoll zu gestalten. Wo ihre Grenzen liegen und wie man sie klug ergänzt.
Zwischen CI und Farbpsychologie

Magenta ist die Telekom, Gelb die Post, Dunkelblau Nivea. So stark wirken konsequent geführte CI-Farben. Über Formate und Medien hinweg stiften sie Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Bindung. Jedes gute Corporate Design braucht deshalb festgelegte Farben. Gleichzeitig funktionieren sie nicht in jedem Medium gleich gut – und ein zu strenges Festhalten kann sogar schaden.


Rot für Dynamik, Blau für Seriosität
Farben wirken schneller, als man Texte lesen oder Bilder interpretieren kann: Sie führen das Auge, strukturieren Magazine und Newsletter, gliedern Rubriken, setzen Akzente und unterstreichen Emotionen. Denn Farben zielen direkt auf unser emotionales Zentrum und rufen dort unbewusst Reaktionen hervor. Genau damit befasst sich die Farbpsychologie, in der jeder Farbe eine eigene Bedeutung zugeschrieben wird:


· Rot: Energie, Dynamik, Dringlichkeit, Leidenschaft
· Blau: Vertrauen, Kompetenz, Seriosität
· Grün: Nachhaltigkeit, Ausgleich, Wachstum
· Gelb: Optimismus, Kreativität, Aufmerksamkeit
· Orange: Aktivität, Jugendlichkeit, Freundlichkeit
· Lila/Violett: Wertigkeit, Inspiration, Kreativität
· Schwarz/Weiß/Grau: Neutralität, Eleganz, Minimalismus


Dass diese Codes in der Praxis funktionieren, zeigen bekannte Muster: Fast-Food- und Entertainment-Marken arbeiten häufig mit Rot, weil es Tempo und Appetit aktiviert; Banken und Versicherungen setzen auf Blau für Seriosität; Tech- und Luxusmarken nutzen Schwarz/Weiß/Grau für Zeitlosigkeit und Eleganz.


Geschichten statt Imagebroschüren
Doch es gibt auch zu viel des Guten. Ein zu strenges Festhalten an CI-Farben kann Distanz schaffen, wenn es zum Beispiel verhindert, dass Layouts freundlich, menschlich oder emotional wirken. Farben können sich auch „abnutzen“ und ihre emotionale Wirkung verlieren, wenn sie ständig und unreflektiert verwendet werden.
Das Ziel sollte immer sein, Vertrauen und Wiedererkennbarkeit durch Farben zu schaffen, ohne zu werblich zu wirken. Manche CI-Farben sind außerdem für lange Textstrecken oder digitale Newsletter nicht optimal, weil der Kontrast zu gering oder die Sättigung zu stark ist.

Akzentfarbe bekennen
Deshalb gilt es, CI-Farben konsequent zu nutzen, aber mit anderen Farben zu ergänzen. Soll zum Beispiel eine bestimmte Stimmung transportiert werden, hilft die Farbpsychologie bei der Auswahl. Im Newsletter zählen Lesbarkeit und Ruhe: hier auf geringere Sättigung und klare Kontraste setzen. Call-to-Action-Buttons, Überschriften und Social-Media-Posts leben von Aufmerksamkeit. Hier darf der Farbakzent stärker sein – etwa über Komplementärkontraste. Und im Recruiting können warme Farben Nähe zu potenziellen Bewerber:innen schaffen, ohne an Professionalität einzubüßen.  Entscheidend ist die Rolle der Farben: ruhige Basis für Flächen und Text, gezielter Akzent für Lenkung.

Fazit
CI-Farben sind die Leitplanken der Marke – nicht die Zwangsjacke. Gute Unternehmenskommunikation verankert Identität konsequent und nutzt Farbpsychologie als Feintuning für Medium, Zielgruppe und Situation. Erst das macht die Kommunikation lebendig.

Über die Autorin
Über den Autor
Geschrieben von
Geschrieben von Zimmermann Editorial

AUS UNSEREM 
MAGAZIN

Neue Erzähltechniken oder Trends im Editorial Design – in unserem Magazin beschäftigen wir uns mit Medien und Kommunikation.